Nachhaltiger Tourismus: Kann Tourismus nachhaltig sein?
Nachhaltiger Tourismus? Geht das überhaupt? Inwieweit sind beide Komponenten in der Praxis miteinander vereinbar? In diesem Blogpost wollen wir unsere Gedanken zu dem Thema mit euch teilen. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit euch hinsichtlich dieser Thematik.
Die Tourismusindustrie steht häufig in der Kritik. So sind mindestens 8 % der globalen Treibhausgase auf die Tourismusindustrie zurückzuführen, 5 % davon nur für den Transport im Tourismussektor. Hinzu kommt eine Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen, Belastung und Zerstörung von Ökosystemen, sowie soziokulturellen Konflikten und Menschenrechtsverletzungen, die internationaler Tourismus verstärken kann. Die lokale Bevölkerung profitiert zudem in vielen Fällen nur sehr selten von den Einnahmen aus dem Tourismus, da ein Großteil wieder aus der Destination in die Hände von ausländischen Investoren gelangt. Vor allem der Massentourismus hat dieses Problem in den vergangenen Jahren enorm beschleunigt.
Trotz dieser Auswirkungen ist Reiseindustrie eine der bedeutsamsten Wirtschaftszweige der Gegenwart. Allein im Jahr 2018 trug sie mehr als 10% zur globalen Wirtschaftsleistung bei, Tendenz steigend. 2018 wurden über 1,4 Millarden 1 internationale Touristenankünfte verzeichnet mit Einnahmen von ca. 1.450 Milliarden US-Dollar 2. Damit hat jeder zehnte Job weltweit einen Bezug zur Tourismusindustrie und bietet daher eine wichtige Grundlage für die Existenzen von vielen Menschen.
Dieses enorme Potenzial kann ein Schlüssel zur Bekämpfung globaler Ungleichheiten und der oben genannten Probleme werden. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen hat es einmal so formuliert:
“Every day, more than 3 million tourists cross international borders. Every year, almost 1.2 billion people travel abroad. Tourism has become a pillar of economies, a passport to prosperity, and a transformative force for improving millions of lives. The world can and must harness the power of tourism as we strive to carry out the 2030 Agenda for Sustainable Development.“- António Guterres, United Nations Secretary-General
Es muss uns also gelingen diese ökonomische Kraft zu nutzen, um die Erfüllung der Sustainable Development Goals in Richtung nachhaltiger Entwicklung voranzutreiben.
Ein ambitioniertes Ziel und ein langer Weg. Aber wir versuchen tagtäglich diesem Ziel mit kleinen Schritten näher zu kommen.
Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich?
Nachhaltigkeit ist in aller Munde und fast schon zu einem Marketingclaim geworden. Viele wissen aber gar nicht, was hinter diesem Thema steckt. Deshalb schauen wir uns das Konzept dahinter einmal genauer an: Obwohl Nachhaltigkeit oftmals in unseren Köpfen mit Umweltfreundlichkeit gleichgesetzt wird, geht es dabei eigentlich um die Balance zwischen den drei Dimensionen ökologische, sozial und ökonomische Nachhaltigkeit.
Im Prinzip bedeutet Nachhaltigkeit, dass in einem System Ressourcen so eingesetzt werden, dass sie nicht erschöpft werden, sondern das System in dieser Form langfristig bestehen kann. Nachhaltigkeit im Sinne von nachhaltiger Entwicklung wird daher von der UN World Commission on Environment and Development definiert als eine Entwicklung, die den “ […] die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.”
Wie wirkt sich das Konzept von socialbnb auf diese drei Dimensionen aus?
Die Mission von socialbnb ist die langfristige Finanzierung von sozialen und ökologischen Projekten. Diese Projekte haben bereits einen positiven Einfluss auf die soziale oder ökologische Komponente der Nachhaltigkeit. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Waldaufforstungsprojekt in Spanien hat das Ziel einen Mischwald zu pflanzen um so einen ökologischen Beitrag zu leisten. Gleichzeitig bieten sie Weiterbildungsmöglichkeiten an lokalen Schulen und sensibilisieren für die Bedeutung von Wäldern für unsere Ökosysteme. Finanziert wird das Projekt, wie viele andere, aus Spenden von privaten Personen.
Eines der Probleme dabei kann sein, dass es nicht genügend Mitarbeitende gibt, die sich um das Fundraising kümmern können und sie möglicherweise nicht das Know-How haben, um große Marketing- oder Spendenkampagnen umzusetzen. Das führt dazu, dass im kommenden Jahr weniger Bäume gepflanzt werden können und auch weniger Schulen besucht werden können. Der soziale und ökologische Mehrwert sinkt also.
Das Konzept von socialbnb soll dabei helfen, solche Projekte mit der Wirtschaftskraft des Tourismus zu verknüpfen und sie in dessen Wertschöpfung einzubinden.
Das Projekt aus Spanien beherbergt Reisende in einer Unterkunft in der Nähe des neuaufgeforsteten Waldes und erhält dadurch zusätzliche Einnahmen.
Auf diese Weise wirkt sich das Konzept von socialbnb auf die ökonomische Komponente aus. Dadurch wird die Finanzierung der Projektarbeit breiter aufgestellt und die Projekte können ihren Output auf der sozialen oder ökologischen Seite noch weiter verbessern. Durch die zusätzlichen Einnahmen kann unser Projekt mehr Schulen besuchen und weitere Leute einstellen, um die Projektidee im Ganzen wachsen zu lassen.
Durch das socialbnb Konzept kann die Projektarbeit der Partner nicht nur in sozialer und ökologischer Dimension erfolgreich sein, sondern die Projektarbeit wird auch nachhaltig finanziert. Dies stellt quasi das Fundament dar, auf dem die Projektarbeit steht.
Aber wird dadurch Tourismus auch nachhaltiger?
Indirekt schon! Natürlich wäre es noch ressourcenschonender, wenn Reisende einfach zu Hause bleiben würden. Schließlich würden dann überhaupt keine Treibhausgase für den Transport ausgestoßen werden. Im Angesicht steigender Anzahl von Reisenden weltweit ist das jedoch eine schlicht unrealistische Forderung. Der Großteil reist weiterhin gerne. Außerdem würden dabei die Millionen Menschen außer Acht gelassen werden, die von dieser Industrie leben. Daher gilt es Tourismus so zu verändern, dass bereiste Regionen profitieren- denn dann kann die Branche nachhaltig gestaltet werden. Es muss jedoch sensibilisiert werden langsamer und bewusster zu reisen. Statt in kurzer Zeit diverse Sehenswürdigkeiten abzuklappern und die „schnelle Erholung“ zu suchen, sollte man lieber länger an einem Ort bleiben.
Mit socialbnb wollen wir eine Möglichkeit bieten, wie zumindest die Übernachtung, wenn schon verreist wird, einen Mehrwert für die Region liefert. Die Alternative dazu sind in der Regel ein Hotel oder Hostel. Diese haben allerdings oft keinen sozialen oder ökologischen Fokus. Das Geld landet in der Tasche von Großinvestoren- die die ohnehin schon profitieren, erhalten noch mehr.
Eine Übernachtung bei einem unserer Projekte bietet daher einen Mehrwert für die Region, die du bereist. Außerdem lernst du nicht nur spannende Geschichten von engagierten Menschen kennen, sondern nimmst dir aktiv Zeit, um mehr über die sozialen oder ökologischen Herausforderungen vor Ort zu erfahren. Ziel von socialbnb ist es auch, hier ein neues Bewusstsein bei den Reisenden und in der Tourismusindustrie zu schaffen.
Muss ich wirklich dafür fliegen?
socialbnb setzt bei der Beherbergung an und will hier eine Alternative bieten. Wenn zu einer Destination geflogen werden muss, dann soll zumindest die Region profitieren und keinen Schaden erhalten- z.B. in dem du ein Projekt besuchst, was einen sozialen und ökologischen Mehrwert vor Ort liefert. Dennoch muss für unsere Vision eines wirklich nachhaltigen Tourismus, von dem alle profitieren, natürlich auch der Transport berücksichtigt werden. Wir fördern daher aktiv den Ausbau von Zielen innerhalb Europas, die für die meisten unserer bisherigen Reisenden auch ohne Flugzeug erreichbar sind. Andererseits wollen wir aber auch eine Alternative in den jeweiligen Ländern sein und lokalen Tourismus fördern. Dafür versuchen wir unsere Bekanntheit aktiv auch in den Regionen zu steigern, in denen wir Unterkünfte haben, um inländischen Tourismus zu fördern und so die Transportemissionen zu minimieren. Langfristig wollen wir auch hierfür Alternativen auf unserer Plattform anbieten, damit die gesamte Reise so nachhaltig wie möglich gestaltet werden kann und einen positiven Einfluss vor Ort hat.
socialbnb als nachhaltige Company!
Durch das socialbnb Konzept allein ist Nachhaltigkeit in unserer DNA fest verankert. Daher versuchen wir uns stetig auch intern zu verbessern und socialbnb als nachhaltiges Unternehmen aufzubauen. In allen Bereichen haben wir uns dazu verpflichtet ressourcenschonend zu arbeiten, nur umweltfreundliche Materialen zu verwenden und unseren Einfluss auf die Umwelt möglichst klimafreundlich zu gestalten. Hinzu kommt ein fairer Umgang mit Mitarbeitenden und das Ziel sich langfristig eigenständig finanzieren zu können und nicht in Abhängigkeit von externen Geldgebenden zu stehen.
Als junges Unternehmen können wir nicht alles gleichzeitig umsetzen. Aber wir streben danach uns Schritt für Schritt immer weiter zu verbessern und geben euch hier auf dem Blog immer wieder einen Überblick über unsere internen Maßnahmen.
Bislang gibt es für Reisende noch wenige Möglichkeiten, in verschiedenen Zielländern passende Angebote zu finden, die einen nachhaltigen Tourismus fördern, der die Entwicklung vorantreibt und allen Beteiligten, insbesondere der lokalen Bevölkerung, zugutekommt. Wir wollen dafür eine Alternative schaffen. Denn Nachhaltigkeit und Reisen müssen sich nicht ausschließen und Tourismus, von dem alle profitieren, ist möglich! Lasst es uns gemeinsam beweisen!
Was sind eure Gedanken zu dem Thema? Habt ihr Feedback oder Ideen, was wir noch besser machen können? Wir freuen uns auf euer Feedback.
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